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Diabetes vorbeugen: Im Überblick

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Theresia Sarabhai

Unter dem Begriff Diabetes mellitus werden verschiedene Stoffwechselerkrankungen zusammengefasst, die mit einem dauerhalft erhöhten Blutzuckerspiegel einhergehen. Die häufigste Diabetesform ist Typ-2-Diabetes – etwa 93 Prozent der betroffenen Personen haben Typ-2-Diabetes.

Bei der Entstehung von Typ-2-Diabetes spielt neben dem Alter und der genetischen Veranlagung besonders der persönliche Lebensstil eine wichtige Rolle. Hingegen handelt es sich bei Typ-1-Diabetes um eine Autoimmunerkrankung. Bis heute sind die genauen Ursachen von Typ-1-Diabetes nicht vollständig bekannt und die Erkrankung ist nicht heilbar.

Auf dieser Seite finden Sie die wichtigsten Informationen zu den Risikofaktoren sowie zur Vorbeugung von Diabetes auf einen Blick.

Auch stehen auf diabinfo.de Informationen in Einfacher Sprache zu den Themen "Diabetes vermeiden" und "Was ist Diabetes?" zur Verfügung.



1. Was ist Diabetes mellitus?

Der Begriff Diabetes mellitus, umgangssprachlich häufig auch als Zuckerkrankheit bezeichnet, umfasst verschiedene Erkrankungen des Zuckerstoffwechsels. Im Wesentlichen wird zwischen Typ-1-, Typ-2- und Schwangerschaftsdiabetes unterschieden. Alle Diabetesformen weisen als Hauptmerkmal dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte auf.

Der Körper benötigt das Hormon Insulin, um den aus der Nahrung gewonnenen Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Zellen aufzunehmen. Liegt ein Diabetes vor, produziert die Bauchspeicheldrüse entweder gar kein Insulin mehr (Typ 1) oder zu wenig und/oder das Insulin wirkt nicht mehr richtig (Typ 2). Als Folge steigt der Blutzuckerspiegel an. Menschen mit Typ-1-Diabetes sind lebenslang auf eine Insulintherapie angewiesen. Bei Typ-2-Diabetes bildet eine Lebensstiländerung die Basistherapie. Zusätzlich können blutzuckersenkende Medikamente oder Insulin zur Behandlung des Typ-2-Diabetes eingesetzt werden.

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) geht mit erhöhten Blutzuckerwerten während der Schwangerschaft einher. Häufig normalisieren sich die Blutzuckerwerte nach der Entbindung wieder. Allerdings haben Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ein erhöhtes Risiko, in den Folgejahren einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Hier erfahren Sie mehr zu den Risikofaktoren, die einen Schwangerschaftsdiabetes begünstigen.

Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte können zu Folgeerkrankungen, zum Beispiel an den Augen, Nieren und Nerven sowie des Herz-Kreislauf-Systems, führen. Deswegen ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Diabetes-Erkrankung entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf.

Diabetes mellitus zählt wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und starkes Übergewicht (Adipositas) zu den sogenannten nicht-übertragbaren Erkrankungen.

Mehr Informationen rund um die verschiedenen Diabetesformen und das Leben mit Diabetes finden Sie in unserem Portal „Leben mit Diabetes“.
 

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2. Was erhöht das Risiko für Diabetes Typ 2?

Typ-2-Diabetes tritt nicht plötzlich auf. Die Stoffwechselerkrankung entwickelt sich meist schleichend über mehrere Jahre. Eine Vielzahl an beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Faktoren erhöhen das Risiko für Typ-2-Diabetes.

Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren zählen zum Beispiel das Alter, Geschlecht und die erbliche (familiäre) Vorbelastung. Daneben spielt besonders der Lebensstil eine entscheidende Rolle für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes:

  • Kalorienreiche, ballaststoffarme Ernährung
  • Wenig Bewegung im Alltag
  • Übergewicht oder starkes Übergewicht (Adipositas) – insbesondere das tiefe Bauchfettgewebe
  • Alkohol

Durch einen Lebensstilwandel können diese Risikofaktoren aktiv beeinflusst und das Risiko für Typ-2-Diabetes gesenkt werden. Zudem kann eine umfassende Lebensstiländerung auch einen bestehenden Typ-2-Diabetes – zumindest vorübergehend – wieder rückgängig machen. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von einer Remission.

 

Mehr Informationen zu den Risikofaktoren von Typ-2-Diabetes finden Sie hier.
 

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3. Wie hoch ist mein Risiko für Diabetes Typ 2?

Anhand der Risikofaktoren kann das individuelle Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes abgeschätzt werden. Der DIfE – Deutsche Diabetes-Risiko-Test® ist ein wissenschaftlich geprüfter und anerkannter Fragebogen zur Bestimmung des Typ-2-Diabetes-Risikos.

Mithilfe des Risiko-Tests kann das persönliche Risiko, innerhalb der nächsten 10 Jahre an Typ-2-Diabetes zu erkranken, ermittelt werden. Der Fragebogen richtet sich an erwachsene Personen, bei denen bis zum Testzeitpunkt kein Typ-1- oder Typ-2-Diabetes festgestellt wurde.

Neben dem berechneten individuellen Typ-2-Diabetes-Risiko zeigt der Diabetes-Risiko-Test auf, welche Lebensstilfaktoren sich bereits positiv auf das Diabetes-Risiko auswirken und welche Stellschrauben noch aktiv beeinflusst werden können, um das Risiko zu reduzieren. Denn wer ein erhöhtes Risiko hat, kann durch eine Änderung des Lebensstils den Ausbruch der Erkrankung oftmals verhindern oder ihn zumindest hinauszögern.

Testen Sie jetzt, wie hoch Ihr Risiko ist, innerhalb der nächsten 10 Jahre an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
 

Zum Diabetes-Risiko-Test


4. Was kann ich tun, um Diabetes Typ 2 vorzubeugen?

Wenn ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes festgestellt wurde, heißt das nicht automatisch, dass die Stoffwechselerkrankung tatsächlich ausbrechen wird. Denn bereits kleine Änderungen des Lebensstils können den Zuckerstoffwechsel entlasten und so die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes verhindern oder zumindest hinauszögern. Auch wenn bereits ein Prädiabetes  die Vorstufe des Typ-2-Diabetes vorliegt, kann durch eine Lebensstiländerung der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes häufig noch vorgebeugt werden.

Die Grundlage für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil bilden eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie regelmäßige Bewegung. Fangen Sie mit kleinen Schritten an! Versuchen Sie zum Beispiel, täglich 5 Portionen Gemüse und Obst zu essen und möglichst viel Bewegung in den Alltag einzubauen. Nehmen Sie öfter mal das Fahrrad oder gehen Sie zu Fuß, um Dinge zu erledigen. Dies wirkt sich zudem positiv auf das Körpergewicht aus und trägt bei bestehendem Übergewicht zu einer Gewichtsabnahme bei.

Ein gesunder Lebensstil beugt nicht nur Typ-2-Diabetes, sondern auch weiteren Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Fettstoffwechselstörungen vor.

Mehr Informationen, was Sie tun können, um Ihr Risiko für Typ-2-Diabetes zu senken, finden Sie hier.
 

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5. Was erhöht das Risiko für Diabetes Typ 1?

Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die meistens bereits im Kindes- und Jugendalter auftritt. Die genauen Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Bekannt ist, dass Typ-1-Diabetes oder die Veranlagung für die Erkrankung vererbt werden kann. Auch wird vermutet, dass Umwelteinflüsse wie bestimmte Infektionen oder Ernährungsfaktoren die Entstehung eines Typ-1-Diabetes begünstigen.

Durch verschiedene Screening-Tests ist es möglich, Kinder und Jugendliche mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes frühzeitig zu erkennen. Dies kann dazu beitragen, schwere Stoffwechselentgleisungen beim Ausbruch der Erkrankung zu verhindern.

Gut zu wissen:

Typische Symptome für einen hohen Blutzuckerspiegel und das Vorliegen eines Typ-1-Diabetes sind:

  • Ständiges Durstgefühl
  • Häufiges Wasserlassen
  • Anhaltende Müdigkeit
  • Gewichtsabnahme

Mehr Informationen zu den Risikofaktoren von Typ-1-Diabetes finden Sie hier.
 

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6. Faktencheck Diabetes: Was bedeuten die Begriffe Prädiabetes und Insulinresistenz?

Typ-2-Diabetes ist die häufigste Diabetesform. Allein in Deutschland haben mehr als 8,7 Millionen Menschen einen Typ-2-Diabetes. Jahre bevor sich ein Typ-2-Diabetes entwickelt, weisen die Personen meist schon unbemerkt einen Prädiabetes auf. Dabei handelt es sich um eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes. Das bedeutet: Die Blutzuckerwerte sind bereits erhöht, allerdings noch nicht so hoch, dass Fachleute von einem Diabetes sprechen.

Menschen mit Prädiabetes haben ein stark erhöhtes Risiko, mit der Zeit einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Durch einen Lebensstilwandel kann diesem Verlauf jedoch vorgebeugt werden.

diabinfo-Podcast Was Menschen mit Prädiabetes wissen sollten (Prof. Dr. Hans Hauner)

In unserem Podcast richtet sich der Wissenschaftler Prof. Dr. Hans Hauner an alle mit der Diagnose „Prädiabetes“. Er beantwortet häufig gestellte Fragen zur Ernährung, klärt über andere Behandlungsformen auf und gibt Tipps, wie sich Blutzuckerwerte wieder normalisieren lassen.

Bei einer Insulinresistenz ist die Wirkung des Hormons Insulin eingeschränkt. Die Körperzellen reagieren nicht mehr so sensibel auf das Insulin, wodurch sie weniger Zucker aus dem Blut aufnehmen. Langfristig kann eine Insulinresistenz zu Prädiabetes bis hin zu Typ-2-Diabetes führen.

Neben erhöhten Blutzuckerwerten geht eine Insulinresistenz häufig auch mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Übergewicht oder Adipositas und Fettstoffwechselstörungen einher. Treten diese Symptome beziehungsweise Krankheitsbilder gleichzeitig auf, liegt ein sogenanntes Metabolisches Syndrom vor.

Mehr Informationen zu Prädiabetes und Insulinresistenz sowie weitere Fakten rund um Diabetes finden Sie hier.
 

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7. Woran wird aktuell geforscht?

Die Zahl der Menschen mit Diabetes steigt stetig an. Weltweit und auch in Deutschland forschen zahlreiche Einrichtungen und Institute zu verschiedenen Fragestellungen rund um die Volkskrankheit.

Bei Typ-1-Diabetes versuchen Forschende neue Erkenntnisse zur Krankheitsentstehung und wie ihr vorgebeugt werden kann zu gewinnen. Dabei wird zum Beispiel die Aufnahme von verschiedenen Nahrungsbestandteilen und bestimmten Lebensmitteln in Bezug auf eine mögliche risikoerhöhende oder -senkende Wirkung hin untersucht. Auch wird das Zusammenspiel von frühkindlichen Virusinfektionen und einer Autoimmunität erforscht. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt bei Typ-1-Diabetes ist die Suche nach möglichen Ansätzen, um die Autoimmunreaktion bei Typ-1-Diabetes aufzuhalten und so den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern.

Bei Typ-2-Diabetes zielt die Forschung auf die Vorbeugung der Erkrankung und die Entwicklung von individuellen Vorsorgemaßnahmen ab. Wie bei Typ-2-Diabetes unterscheiden sich auch Menschen mit Prädiabetes hinsichtlich der zugrundliegenden Ursachen, des Ansprechens auf eine Lebensstiländerung sowie des Risikos für Typ-2-Diabetes und/oder diabetesbedingte Folgeerkrankungen. Daher schlagen Forschende eine Einteilung in 6 Prädiabetes-Subtypen vor. Zudem untersuchen Forschende den Einfluss von verschiedenen Bewegungs- und Ernährungsformen auf das Typ-2-Diabetes-Risiko und die Remission eines bestehenden Typ-2-Diabetes.

Haben Sie Interesse, die Diabetesforschung zu unterstützen? In unserer Studienplattform finden Sie eine Übersicht über aktuell laufende Studien zur Vorbeugung und Früherkennung von Typ-1- und Typ-2-Diabetes.
 

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Quellen:

Achenbach, P.: Risiko für Typ-1-Diabetes auch bei Nachkommen erhöht? In: MMW Fortschritte der Medizin, 2022, 164: 67-69
Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes. Langfassung. Version 3.0. 2023
Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes. Langfassung. 1. Auflage. Version 4. 2014 (Gültigkeit abgelaufen)
Deutsche Diabetes Gesellschaft: S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes. 2. Auflage. 2018
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leilinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM) - Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Langfassung. 2. Auflage. 2018
Fritsche, A. et al.: Different Effects of Lifestyle Intervention in High- and Low-Risk Prediabetes: Results of the Randomized Controlled Prediabetes Lifestyle Intervention Study (PLIS). In: Diabetes, 2021, 70: 2785-2795
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Pleus, S. et al.: Definition, Klassifikation, Diagnostik und Differenzialdiagnostik des Diabetes mellitus: Update 2023. In: Diabetol Stoffwechs, 2023, 18: S100-S113
Landgraf, R. et al.: Therapie des Typ-2-Diabetes. In Diabetol Stoffwechs, 2023, 18: S162-S217
Mühlenbruch, K. et al.: Update of the German Diabetes Risk Score and external validation in the German MONICA/KORA study. In: Diabetes Res Clin Pract, 2014, 104: 459-466
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Stand: 07.05.2024