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Herzinfarkt: Das Wichtigste auf einen Blick

Wissenschaftliche Unterstützung: Prof. Dr. Barbara Thorand, Dr. Margit Heier

Bei einem Herzinfarkt wird der versorgende Blutfluss zum Herzen meistens durch Blutgerinnsel in den Koronararterien ganz oder teilweise blockiert. Das führt zu einer Schädigung des betroffenen Herzgewebes. Wichtige beeinflussbare Risikofaktoren für einen Herzinfarkt sind Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte und psychischer Stress. Ein gesunder Lebensstil trägt dazu bei, das Risiko zu verringern.

Nach einem Herzinfarkt versuchen Ärztinnen und Ärzte, bei dem verschlossenen Blutgefäß den Blutfluss so schnell wie möglich wiederherzustellen und das Gefäß dauerhaft offen zu halten.



1. Was ist ein Herzinfarkt?

Die Aufgabe des Herzmuskels ist es, Blut durch den Körper zu pumpen. Ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) tritt auf, wenn der Blutfluss zum Herzmuskel ganz oder teilweise blockiert wird. Auslöser ist meist ein Blutgerinnsel in den Koronararterien, also in den Blutgefäßen, die das Herz mit Blut versorgen. Ärztinnen und Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang auch vom akuten Koronarsyndrom. Das ist ein Überbegriff für Situationen, in denen die Blutversorgung des Herzmuskels plötzlich nicht mehr gewährleistet ist.

Dazu zählt neben dem Herzinfarkt auch die instabile Angina pectoris, bei der Koronararterien verengt sind und den Blutfluss stark einschränken. Alle Blockaden beginnen mit der Bildung von sogenannten Plaques (Ablagerungen) in den Koronararterien. Die Plaques bestehen vor allem aus Fett, Cholesterin, Kalk und Bindegewebe. Im Laufe der Zeit können sie immer größer werden und die Arterien verengen. Ärztinnen und Ärzte bezeichnen den Prozess der Plaquebildung als Arteriosklerose.

Wenn Plaques in einer Arterie reißen oder aufbrechen, kann ein Blutgerinnsel entstehen. Dieses kann die Arterie blockieren und den Blutfluss zum Herzmuskel vermindern oder stoppen. Es kommt zu einer unzureichenden Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff und Nährstoffen, einer Ischämie. Ohne ausreichenden Sauerstoff sterben die Zellen im Herzmuskel ab, was charakteristisch für den Herzinfarkt ist. Das abgestorbene Gewebe kann der Körper nicht wieder ersetzen.

 

Mehr als 300.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Herzinfarkt. Die meisten Infarkte treten bei Männern im Alter zwischen 68 und 76 Jahren auf, bei Frauen zwischen dem 76. und dem 84. Lebensjahr.


2. Was sind die Folgen eines Herzinfarkts?

Jeder Mensch mit einem Herzinfarkt hat seine eigene Krankheitsgeschichte. Die Folgen und die Prognose, also der wahrscheinliche Krankheitsverlauf, hängen unter anderem davon ab,

  • wie schnell der Herzinfarkt ärztlich behandelt wurde
  • wie schwer der Herzinfarkt war
  • wie viel Gewebe im Herzen geschädigt wurde
  • welche weiteren Grunderkrankungen vorliegen
  • wie stark betroffene Personen ihren Lebensstil nach einem Herzinfarkt umstellen

 

Häufige Folgen eines Herzinfarkts sind Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Schwäche, aber auch Ängste, Depressionen oder eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).


3. Was erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt?

Zu den wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren eines Herzinfarkts zählen

  • Rauchen
  • Erhöhte Blutzuckerwerte (Prädiabetes oder Diabetes)
  • Bluthochdruck
  • Übergewicht und starkes Übergewicht (Adipositas), insbesondere im Bauchraum
  • Erhöhte Blutfette (vor allem erhöhtes LDL-Cholesterin)
  • Psychischer Stress
  • Schlafmangel

 

Kurzfristig erhöhen zudem ein reichhaltiges Essen, starker mentaler Stress, Kälte, Drogen und viele weitere Faktoren das Risiko für einen Herzinfarkt.

 

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren für einen Herzinfarkt sind

  • Alter: Mit steigendem Alter treten mehr Herzinfarkte auf.
  • Geschlecht: Männer erkranken im jüngeren und mittleren Alter häufiger an einem Herzinfarkt als Frauen.
  • Genetische Veranlagung: Haben enge Verwandte (Eltern, Großeltern, Geschwister) einen Herzinfarkt erlitten, ist die Wahrscheinlichkeit größer, ebenfalls an einem Herzinfarkt zu erkranken.

Gut zu wissen:

Sie möchten mehr über Ihr Risiko erfahren in den nächsten 10 Jahren an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erkranken? Hier gelangen Sie zum Risiko-Test für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.


4. Wie kann einem Herzinfarkt vorgebeugt werden?

Sie können das Risiko für einen Herzinfarkt durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil deutlich verringern. Diese Aspekte eignen sich, um einem Herzinfarkt vorzubeugen:

  • Nicht Rauchen: Rauchen – auch Passivrauchen – ist ein erheblicher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Beim Rauchstopp hilft Ihnen Ihre Arztpraxis oder Ihre Apotheke; lassen Sie sich individuell beraten. Auch bieten zahlreiche Krankenkassen Kurse an, um den Rauchstopp zu unterstützen, beziehungsweise bezuschussen die Teilnahme an entsprechenden Kursen – fragen Sie einfach nach.
  • Ausgewogene Ernährung: Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Vollkornprodukten und “gesunden” Fetten. Diese sind zum Beispiel in Fisch, Nüssen und pflanzlichen Ölen, etwa aus Raps, Oliven oder Leinsamen, enthalten. Nutzen Sie die bunte Lebensmittelvielfalt.
  • Auf Fett- und Salzkonsum achten: Verringern Sie den Konsum von gesättigten Fettsäuren, Transfettsäuren, Cholesterin und Kochsalz. Wie das gelingt: Kochen Sie möglichst viel selbst, vermeiden Sie Fast Food und Fertigprodukte und würzen Sie mit Kräutern, um Salz zu sparen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät Erwachsenen, pro Tag maximal 6 Gramm Salz zu sich zu nehmen: Das entspricht etwa einem Teelöffel. Achtung: Auch Fertigprodukte enthalten Salz.
  • Mehr Bewegung: Regelmäßige Bewegung, mindestens 150 Minuten moderates Ausdauertraining pro Woche, kann die Herzgesundheit ebenfalls verbessern. Dazu gehören Aktivitäten wie Gehen, Laufen, Radfahren oder Schwimmen. Integrieren Sie mehr Bewegung in Ihren Alltag, vor allem, wenn Sie viel sitzen.
  • Normalgewicht erreichen: Versuchen Sie, Ihr Körpergewicht zu reduzieren, falls Sie Übergewicht haben. Ein Body-Mass-Index (BMI) von 18,5 bis 24,9 kg/m² gilt als Normalgewicht. Bei Werten zwischen 25,0 und 29,9 kg/m² spricht man von Übergewicht. Ab einem BMI über 30 kg/m² handelt es sich um starkes Übergewicht (Adipositas). Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.
  • Taillenumfang reduzieren: Durch die Maßnahmen zur Gewichtsreduktion, kann auch der Taillenumfang reduziert werden. Die Normwerte für den europäischen Raum sind ein Taillenumfang von 88 Zentimetern oder größer bei Frauen beziehungsweise von 102 Zentimetern oder größer bei Männern.
  • Blutdruck stabilisieren: Auch ein hoher Blutdruck (Hypertonie) erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wer einen erhöhten Blutdruck hat, sollte diesen regelmäßig messen und durch entsprechende Lebensstilmaßnahmen gegensteuern. Dazu zählen zum Beispiel eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Bewegung. Reicht dies nicht aus, helfen Medikamente zur Blutdruckkontrolle (Antihypertensiva). Wichtig ist, diese konsequent und nach ärztlicher Vorgabe einzunehmen.
  • Blutzucker mitdenken: Liegt eine Diabetes-Erkrankung vor, gilt es, den Blutzuckerspiegel im Blick zu behalten und die verordneten Medikamente gemäß Vorgabe einzunehmen. Mehr Informationen zu den einzelnen Diabetesformen finden Sie in unserem Portal “Leben mit Diabetes”. Auch Personen mit Prädiabetes haben bereits ein erhöhtes Risko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Geeignete Lebensstilmaßnahmen können helfen den Blutzucker zu normalisieren.
  • Alkohol nur in Maßen: Verzichten Sie auf Alkohol oder versuchen Sie, möglichst Ihren Alkoholkonsum zu reduzieren. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft können selbst geringe Mengen Alkohol schädlich sein.
  • Stress vermeiden: Chronischer Stress kann das Risiko für Herzinfarkte ebenfalls erhöhen. Lernen Sie Techniken zur Stressbewältigung, zum Beispiel Entspannungstechniken (Yoga, progressive Muskelrelaxation nach Jacobson) oder Meditation. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für entsprechende Kurse ganz oder zumindest teilweise.
  • Blutfettwerte senken: Lassen Sie in Ihrer Arztpraxis die Blutfette bestimmen. Ein niedriger Spiegel an LDL-Cholesterin ist gut für die Herzgesundheit. Nehmen Sie, falls erforderlich, Medikamente nach ärztlicher Empfehlung ein, um die Blutfettwerte zu senken und idealerweise zu normalisieren.
  • Gesunder Schlaf: Schlafen Sie ausreichend lange, zwischen 7 und 9 Stunden pro Nacht. Zu viel oder zu wenig Schlaf kann schädlich sein. Sie können die Qualität Ihres Schlafes verbessern, indem Sie zum Beispiel tagsüber körperlich aktiv sind, immer zu ähnlichen Zeiten schlafen gehen und alle elektronischen Geräte aus dem Schlafzimmer verbannen. Außerdem sollte das Schlafzimmer dunkel und möglichst leise sein.

5. Wie hängen Herzinfarkt, Diabetes und Adipositas zusammen?

Menschen mit Prädiabetes und Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit auch für Herzinfarkte. Im Allgemeinen ist das Herzinfarktrisiko von Menschen mit Diabetes etwa doppelt so hoch wie das von Menschen ohne Diabetes. Das Risiko hängt jedoch auch von der Diabetes-Dauer ab.

Studien deuten darauf hin, dass Personen, die bereits vor dem 15 Lebensjahr an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, ein über 9-fach erhöhtes Risiko haben, einen Herzinfarkt zu entwickeln als Personen ohne Typ-1-Diabetes. Auch bei Typ-2-Diabetes zeigen Studien: Je früher die Erkrankung auftritt, desto stärker steigt das Risiko für einen Herzinfarkt an. Bei einem Erkrankungsalter unter 40 Jahren etwa um das 3-fache, während bei einem höheren Erkrankungsalter (60 bis 70 Jahre) das Risiko um knapp das 1,5-fache ansteigt.

Neben dem Erkrankungsalter spielt für das Herzinfarktrisiko auch eine Rolle, ob Menschen mit Diabetes bereits andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen (zum Beispiel einen Bluthochdruck) und weitere Risikofaktoren aufweisen. Dazu zählen zum Beispiel Bewegungsmangel, Rauchen oder eine fettreiche Ernährung. Diese erhöhen das Risiko für einen Herzinfarkt zusätzlich.

 

Übergewicht und starkes Übergewicht (Adipositas) gehen ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Herzinfarkts einher. Besonders hoch ist das Risiko, wenn Menschen mit Übergewicht oder Adipositas zusätzlich ein Metabolisches Syndrom aufweisen. Das Metabolische Syndrom bezeichnet das gemeinsame Auftreten von Adipositas, erhöhten Blutfetten und Nüchternblutzuckerwerten sowie Bluthochdruck. Eine Metaanalyse ergab ein um 72 Prozent erhöhtes Herzinfarktrisiko für Menschen mit Adipositas und Metabolischem Syndrom. Bei Übergewicht und Metabolischem Syndrom war das Risiko für einen Herzinfarkt um 58 Prozent erhöht.

Aber auch wenn keine Stoffwechselstörung wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes oder erhöhte Blutfettwerte vorliegt, ist Adipositas mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden: So wiesen stoffwechselgesunde Frauen mit Adipositas ein um 39 Prozent erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf im Vergleich zu stoffwechselgesunden, normalgewichtigen Frauen.


6. Was sind die Symptome bei einem Herzinfarkt?

Akute Brustbeschwerden, die betroffene Personen als starke Schmerzen, Druck, Engegefühl, Schweregefühl oder Brennen beschreiben, sind mögliche Anzeichen eines Herzinfarkts. Sie halten in der Regel länger als 5 Minuten an und können in einen Arm oder in beide Arme, in den Kiefer, den Nacken, den Rücken oder den Bauch ausstrahlen.

Weitere Symptome eines Herzinfarkts, sind

  • Kurzatmigkeit und Atemnot
  • Todesangst
  • Schwindel
  • Benommenheit und Schwächeanfall (auch ohne Schmerzen)
  • Übelkeit
  • Brechreiz und Erbrechen
  • Schwitzen und Schweißausbruch
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Müdigkeit oder auch Depressionen

Gut zu wissen:

Nicht alle Symptome müssen bei jedem Herzinfarkt auftreten. Auch bei einer Person können sich die Symptome bei einem zweiten Infarkt (Reinfarkt) deutlich von denen des ersten Ereignisses unterscheiden.

Diese Beschwerden zeigen sich mitunter plötzlich. Dennoch gibt es bei bis zu 50 Prozent aller betroffenen Personen Herzinfarkt-Vorboten: Diese äußern sich häufiger bei Frauen als bei Männern. Dazu zählen Abgeschlagenheit, Angstzustände, Schlafstörungen, Kurzatmigkeit und leichte Schmerzen in der Brust oder in den Armen.

Die Symptome eines Herzinfarkts bei Frauen sind oft schwächer. Nicht immer treten starke Schmerzen auf, die in andere Bereiche des Körpers ausstrahlen wie bei Männern. Bei Frauen kommt es eher zu einem Druck- oder Engegefühl.

Weitere im Vordergrund stehende Symptome bei einem Herzinfarkt bei Frauen können sein:

  • Kurzatmigkeit
  • Schweißausbrüche
  • Rückenschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Müdigkeit oder auch Depressionen

Bei diesen Symptomen denken viele an andere Erkrankungen, zum Beispiel an eine Magen-Darm-Verstimmung, aber nicht an einen Herzinfarkt. Die Gefahr: Sie suchen zu spät ärztliche Hilfe auf.

 

Auch bei Menschen mit Diabetes unterscheidet sich oft die Symptomatik, wodurch es zu einer verspäteten Diagnosestellung und Behandlung kommen kann. Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Diabetes können sein:

  • Typische Brustschmerzsymptomatik kann fehlen
  • Schwitzen, Übelkeit, Schwindel und Todesangst sind seltener bei Menschen mit Diabetes als bei Menschen ohne Diabetes
  • Kurzatmigkeit tritt häufiger auf bei Menschen mit Diabetes als bei Menschen ohne Diabetes

Erste Hilfe bei einem Herzinfarkt

Deshalb gilt: Treten bei Ihnen die zuvor beschriebenen Beschwerden auf, handelt es sich immer um einen medizinischen Notfall. Auch wenn Sie denken, es sei kein Herzinfarkt. Zögern Sie nicht und rufen Sie umgehend den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 an. Fahren Sie auf keinen Fall selbst ins Krankenhaus oder in eine Arztpraxis.

Als Angehörige oder Angehöriger können Sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes folgende Maßnahmen bei einem Herzinfarkt ergreifen:

  • Lassen Sie die Person nicht allein. Das Risiko eines Herzstillstands ist groß.
  • Lockern Sie beengende Kleidung.
  • Öffnen Sie die Fenster, um für mehr Frischluft zu sorgen.
  • Lagern Sie die betroffene Person mit leicht erhöhtem Oberkörper.

 

Reagiert die betroffene Person nicht auf Ansprache und bewegt sich der Brustkorb nicht beim Atmen, so deutet das auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand hin. Erste Hilfe kann in dieser Situation Leben retten.

 

So gehen Sie bei einer Herz-Lungen-Wiederbelebung vor:

  1. Die betroffene Person möglichst flach auf den Boden legen. Ein fester Untergrund ist wichtig!
  2. Prüfen der Atmung:
    • Atemwege freimachen durch Neigen des Kopfes nach hinten bei gleichzeitigem Anheben des Kinns.
    • In dieser Position wird die Atemkontrolle durch Sehen, Hören und Fühlen durchgeführt:
      • Sehen, ob der Brustkorb sich hebt und senkt.
      • Ohr über Mund und Nase der betroffenen Person legen und hören, ob Atemgeräusche vorhanden sind.
      • Dabei mit der Wange prüfen, ob ein Luftstrom der betroffenen Person fühlbar ist.
      • Die Atmung wird längstens 10 Sekunden kontrolliert.
  3. Notruf absetzen!
  4. Falls Atmung nicht sicher spürbar, mit der Reanimation beginnen:
    • Platzieren Sie die Handballen in der Mitte der Brust über dem Brustbein. Drücken Sie das Brustbein mindestens 5 Zentimeter tief mit einer Frequenz von etwa 100- bis 120-mal pro Minute. Das ist etwa der Takt des Lieds „Stayin’ Alive” von den Bee Gees oder „Poker Face“ von Lady Gaga. Das Drücken auf das Brustbein wird als Kompression bezeichnet.
    • Entlasten Sie den Brustkorb zwischen den Kompressionen vollständig.

Setzen Sie die Herzdruckmassage fort, bis professionelle Hilfe eintrifft oder bis die betroffene Person wieder normal atmet.

Gut zu wissen:

In den ersten Minuten nach einem Herzstillstand ist keine Mund-zu-Mund-Beatmung erforderlich, da die Sauerstoffvorräte im Körper noch für 7 bis 8 Minuten ausreichen. Entscheidend ist, den Blutfluss sofort wieder in Gang zu bringen.

Keine Angst vor Fehlern! Der schlimmste Fehler ist nicht zu handeln!

Das regelmäßige Auffrischen des Erste-Hilfe-Kurses nimmt die Angst vor dem Handeln und kann Leben retten. Angebote für Erste-Hilfe-Kurse finden Sie zum Beispiel auf der Website des Deutschen Roten Kreuzes, des Malteser Hilfsdienst e.V. oder der Johanniter.

Sind mehrere Helferinnen oder Helfer vor Ort, können Sie sich mit der Herzdruckmassage abwechseln und jemanden losschicken, um einen automatisierten externen Defibrillator, kurz AED, zu suchen. Gerade in öffentlichen Gebäuden, an Bahnhöfen oder auf belebten Plätzen sind oft Geräte zu finden.

 

So gehen Sie bei der Anwendung eines automatisierten externen Defibrillators (AED) vor:

  • Schalten Sie den AED ein und folgen Sie den Sprach- oder Bildanweisungen zum Anlegen der Elektroden und zur Abgabe eines Schocks, falls erforderlich. Seien Sie unbesorgt: Unnötige Schocks werden nicht ausgelöst.
  • Unterbrechen Sie die Herzdruckmassage nur, falls der AED Sie dazu auffordert.

7. Wie wird ein Herzinfarkt diagnostiziert?

Um einen Herzinfarkt zu erkennen, erfassen Ärztinnen und Ärzte typische Beschwerden im Gespräch, falls betroffene Personen bei Bewusstsein sind. Sie hören Herz und Lungen ab, untersuchen das Blut auf Herzinfarkt-Marker wie Troponin (ein Eiweiß) und die Herzaktivität mittels Elektrokardiogramm (EKG) und setzen verschiedene bildgebende Verfahren wie Ultraschalluntersuchungen ein.

Mithilfe einer Herzkatheteruntersuchung können verschlossene Blutgefäße nachgewiesen werden. Zudem lassen sich dabei die verschlossenen Blutgefäße auch direkt öffnen.

 

Ärztinnen und Ärzte unterscheiden beim Herzinfarkt zwischen einem sogenannten ST-Hebungsinfarkt (STEMI) und einem Nicht-ST-Hebungs-Myokardinfarkt (NSTEMI). Beim STEMI treten im EKG ausgeprägte Veränderungen auf. Eine der größeren Koronararterien ist dabei vollständig blockiert. Bei einem NSTEMI ist in der Regel, eine Koronararterie nur teilweise oder zeitweise blockiert.


8. Wie wird ein Herzinfarkt behandelt?

Bei der notärztlichen Behandlung erhalten Menschen mit Verdacht auf einen Herzinfarkt bei Bedarf Schmerzmittel, Sauerstoff und Medikamente, die neue Blutgerinnsel verhindern und den Blutdruck senken.

Im Krankenhaus werden betroffene Personen nach Möglichkeit in spezialisierten Fachabteilungen untersucht und behandelt, sogenannten "Chest Pain Units" (englisch für Brustschmerz-Einheit). Ausgehend von den Befunden der Untersuchungen entscheiden die behandelnden Ärztinnen und Ärzte über das weitere Vorgehen.

 

Zu den Therapien gehört die Herzkatheteruntersuchung (perkutane koronare Intervention, kurz PCI): Ein Katheter wird dabei in die betroffene Arterie eingeführt, um die Engstelle mit einem kleinen Ballon zu weiten. Anschließend platzieren Ärztinnen und Ärzte einen Stent (ein röhrenförmiges Metallgeflecht), um das betroffene Blutgefäß auf Dauer offen zu halten.

Manchmal kann auch eine Thrombolyse sinnvoll sein. Dabei werden spezielle Medikamente verabreicht, die das bestehende Blutgerinnsel auflösen.

 

Nach der Akutbehandlung erhalten Menschen mit einem Herzinfarkt – je nach Ergebnis der Untersuchungen – Medikamente gegen weitere Blutgerinnsel, erhöhten Blutdruck und/oder erhöhte Blutfettwerte. Die genaue Arzneimitteltherapie legt die behandelnde Ärztin beziehungsweise der behandelnde Arzt fest.

 

Nach einem Herzinfarkt erfolgt häufig eine Rehabilitationsmaßnahme, kurz Reha. Wichtige Ziele sind:

  • Die erfolgreiche Rückkehr in den Alltag.
  • Ein gesundheitsförderlicher Lebensstil und die konsequente Einnahme der verordneten Medikamente, um die Wahrscheinlichkeit für weitere Herzinfarkte zu verringern.

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Stand: 07.05.2024