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Typ-1-Diabetes

Menschen mit Typ-1-Diabetes haben häufig auch andere Autoimmunerkrankungen

Wissenschaftliche Unterstützung: Dr. Kálmán Bodis

Typ-1-Diabetes mellitus kann mit anderen Autoimmunerkrankungen einhergehen. Bisherige Studien zeigten, dass vor allem Frauen, ältere Personen und Menschen, bei denen der Typ-1-Diabetes erst spät aufgetreten ist oder bereits lange vorliegt, betroffen sind. In einer aktuellen Studie konnte nun das erhöhte Risiko für Menschen mit Typ-1-Diabetes im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes für spezifische Autoimmunerkrankungen bestimmt werden.

Gestörte Toleranz des Immunsystems

Die Erkrankung Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung und beruht auf einer Fehlfunktion des körpereigenen Immunsystems. Dabei greifen körpereigene Auto-Antikörper die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse an und zerstören diese. Wenn ein bestimmter Anteil der Betazellen zerstört ist, führt dies zu einem Insulinmangel. Als Folge kann die Glukose aus dem Blut nicht mehr in die Körperzellen aufgenommen werden und der Blutglukosespiegel steigt an.

Auftrittswahrscheinlichkeit von Autoimmunerkrankungen

Es ist bekannt, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes häufig auch an anderen Autoimmunerkrankungen leiden. Eine finnische Studie hat diesen Zusammenhang nun näher untersucht. Dafür verglichen die Forscherinnen und Forscher die Auftrittswahrscheinlichkeit von mehreren Autoimmunerkrankungen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und geschlechts- und altersgleichen stoffwechselgesunden Personen. Berücksichtigt wurden die folgenden Autoimmunerkrankungen:

  • Schilddrüsenerkrankungen (Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose))
  • Morbus Addison – Erkrankung der Nebennierenrinde
  • Zöliakie (glutensensitive Enteropathie) – Glutenunverträglichkeit
  • Atrophische Gastritis (autoimmune chronische Gastritis Typ A) – Magenschleimhautentzündung mit Atrophie der Magenschleimhaut und verminderter Bildung des Intrinsic Factors

Insgesamt wurden 4.758 Menschen mit Typ-1-Diabetes aus der Finnischen diabetische Nephropathie (FinnDiane) Studie und 12.710 Menschen ohne Diabetes (Kontrollpersonen) in die Analyse eingeschlossen. Die Daten zum Vorliegen der oben genannten Autoimmunerkrankungen stammen aus den finnischen nationalen Gesundheitsregister.

Weibliches Geschlecht, Alter und Beginn der Diabetes-Erkrankung erhöhen das Risiko

22,8 Prozent der Studienteilnehmenden mit Typ-1-Diabetes (31,6 Prozent der Frauen und 14,9 Prozent der Männer) hatten mindestens eine weitere Autoimmunerkrankung. Im Vergleich zu der Kontrollgruppe wiesen die Menschen mit Typ-1-Diabetes

  • ein 3,4-fach höheres Risiko für eine Hypothyreose,
  • ein 2,9-fach höheres Risiko für eine Hyperthyreose,
  • ein 24,1-fach höheres Risiko für Morbus Addison,
  • ein 4,6-fach höheres Risiko für Zöliakie und
  • ein 5,1-fach höheres Risiko für das Vorliegen einer atrophischen Gastritis auf.

Zusätzlich stieg die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bei älteren Personen und Menschen, bei denen der Typ-1-Diabetes erst spät aufgetreten ist, an. Hingegen ergab sich für Menschen mit einer frühen Typ-1-Diabetes-Diagnose ein erhöhtes Risiko für Zöliakie. Insgesamt – mit Ausnahme der atrophischen Gastritis – waren Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer.

Regelmäßiges Screening auf andere Autoimmunerkrankungen

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Typ-1-Diabetes mit weiteren Autoimmunerkrankungen einhergeht, ist bei höherem Alter, längerer Typ-1-Diabetes-Erkrankung sowie einem erst spät aufgetretenem Typ-1-Diabetes und bei Frauen erhöht. Bei diesen Personengruppen sollte daher besonders auf mögliche weitere Autoimmunerkrankungen geachtet werden und ein entsprechendes regelmäßiges Screening stattfinden.


Quelle:
Mäkimattila, S. et al.: Every Fifth Individual With Type 1 Diabetes Suffers From an Additional Autoimmune Disease: A Finnish Nationwide Study. In: Diabetes Care, 2020, 43: 1041-1047
Hughes, J. W. et al.: Late-Onset T1DM and Older Age Predict Risk of Additional Autoimmune Disease. In: Diabetes Care, 2019, 42: 32-38