Show main content
Nachrichten
Forschung

Bevölkerungsweites Screening auf Frühstadien von Diabetes Typ 1 bei Kindern: Chancen und Herausforderungen

Frühzeitig entdeckt, noch bevor Symptome auftreten, können schwerwiegende Komplikationen des Typ-1-Diabetes verhindert werden. Eine aktuelle Studie hat die Auswirkungen eines bevölkerungsweiten Screenings auf präklinischen Typ-1-Diabetes auf die pädiatrische Versorgung berechnet.

 

Frühzeitige Erkennung von Diabetes Typ 1 sorgt für positiveren Verlauf

Bei einer späten Diagnose und Behandlung von Typ-1-Diabetes können schwere Komplikationen wie die diabetische Ketoazidose (DKA) auftreten. Eine frühzeitige Erkennung von Typ-1-Diabetes durch ein bevölkerungsweites Screening bietet hingegen zahlreiche Vorteile für die betroffenen Kinder und Jugendlichen. So deuten frühere Studien darauf hin, dass die Verhinderung einer diabetischen Ketoazidose zu Beginn der Erkrankung die langfristige klinische Prognose verbessern kann.

Screening-Programme wie die von Helmholtz Munich geleitete Fr1da-Studie testen in der Allgemeinbevölkerung auf Inselautoantikörper, um Kinder mit einem Frühstadium von Typ-1-Diabetes bereits vor dem Auftreten von Symptomen zu identifizieren. Inselautoantikörper im Blut dienen als Biomarker für frühe Stadien von Typ-1-Diabetes. Das Vorhandensein von 2 oder mehr dieser Autoantikörper weist auf eine Autoimmunreaktion gegen die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse hin.

 

Bevölkerungsweites Screening könnte die Anzahl der Kinder in klinischer Betreuung um 60 Prozent erhöhen

Die Fr1da-Studie hat gezeigt, dass das Screening durchführbar und von Familien sowie Gesundheitsdienstleistenden akzeptiert wird. Ein bevölkerungsweites Screening erfordert jedoch zusätzliche Gesundheitsressourcen. In ihrer aktuellen Studie schätzen die Forschenden, dass die Anzahl der Kinder in pädiatrischer Betreuung für Typ-1-Diabetes innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre um 60 Prozent steigen könnte durch ein bevölkerungsweites Screening auf Frühstadien.  

Außerdem benötigen die betroffenen Familien eine regelmäßige Nachsorge zur Beratung und Überwachung des Krankheitsverlaufs. Dies verursacht zusätzliche Gesundheitskosten. Das Modell basiert auf Daten der Fr1da-Studie, die seit 2015 über 195.000 Kinder in 4 Regionen Deutschlands untersucht hat.

 

Reduzierung langfristiger Gesundheitskosten könnte zusätzliche Ausgaben kompensieren

Die Nachsorge der Kinder mit Frühstadien von Typ-1-Diabetes besteht derzeit aus

über einen durchschnittlichen Zeitraum von 6 Jahren vor dem Übergang zum klinischen Diabetes. Dies erfordert zusätzliche Ressourcen.

Im Gegenzug prognostizieren die Forschenden eine deutliche Reduzierung der Pflegekosten, die mit einer diabetischen Ketoazidose und Krankenhaustagen bei einer späten Typ-1-Diabetes-Diagnose verbunden sind. Darüber hinaus könnte der Beginn der Erkrankung ohne schwere Komplikationen die langfristige Diabetes-Behandlung und den Krankheitsverlauf verbessern, was die Ausgaben weiter senken könnte.

 

Quellen:

Bonifacio, E. et al.: Effect of population-wide screening for presymptomatic early-stage type 1 diabetes on paediatric clinical care. In: Lancet Diabetes Endocrinol, 2024, 12: 376-378

Hummel, S. et al.: Children diagnosed with presymptomatic type 1 diabetes through public health screening have milder diabetes at clinical manifestation. In: Diabetologia, 2023, 66: 1633-1642

Ziegler, A. G. et al.: Yield of a Public Health Screening of Children for Islet Autoantibodies in Bavaria, Germany. In: JAMA, 2020, 323: 229-351